WERKEN, BAUEN UND KONSTRUIEREN IM NATURKINDERGARTEN
„Wer hohe Türme bauen will, muss lange beim Fundament verweilen“
(Aristoteles)
Im Bereich Werken, Bauen und Konstruieren haben die Kinder die Möglichkeit, sich kreativ mit dem vom Wald gegebenen auseinanderzusetzen.
Hier können die Kinder allein oder auch gemeinsam etwas planen und konstruieren, sowie das hierfür benötigte Material er- und bearbeiten. Dabei machen sie schon erste Erfahrungen mit physikalischen Gesetzen, Statik, schiefen Ebenen, Hebelwirkung und der Schwerkraft.
Das Material für Bau und Kunstwerke liefert hier der Wald und es sind der Kreativität fast keine Grenzen gesetzt. Der Wald bietet neben Holz, in Form von Stöcken, Ästen oder auch umgefallenen Baumstämmen eine große Auswahl an unterschiedlichen Steinen, Bucheckern, Zapfen, Moos, Eicheln, u.v.m. …
Zusätzlich wird im Wald das Geländeprofil in den Bauprozess miteinbezogen. Auf diese Weise kann auf einer Erhöhung eine komplette Stadt entstehen, die schon am nächsten Tag umgebaut wird und als Ritterburg fungiert und die Woche drauf zur Zwergensiedlung wird.
Die meisten Bauwerke werden oft in größeren Kindergruppen erstellt und dadurch noch komplizierter, aufwändiger und materialreicher. Hierbei können die Kinder lernen aufeinander zu achten und voneinander zu profitieren. Sie lernen die Materialien bis an ihre Grenzen hin kennen, gehen Kompromisse ein und Haushalten mit begrenzten Ressourcen. Dabei ist auch zu beobachten, dass Kinder nicht nur bauen, sondern immer neu renovieren, revolutionieren und auch abbrechen. Kinder bauen auch nicht für lange Zeit an ein und demselben Projekt, sondern werden ihre Gebilde meist immer im Wandel haben.
Neben detailgetreuen Bauten entstehen oftmals auch große Tipis, Unterschlüpfe und begehbare Holzhütten.
Um die Kindern hier nicht einzuschränken, kommen an dieser Stelle Werkzeuge zum Werken ins Spiel.
Mit Hilfe der Werkzeuge werden die Materialien für den Bauprozess vorbereitet und bearbeitet. Das Gelände wird angepasst, störende Erhebungen werden entfernt oder Vertiefungen aufgefüllt.
Beim Schaufeln setzen sich die Kinder z.B. indirekt mit dem Hebelgesetz auseinander und lernen, dass durch das Nutzen des langen Stiels einer Schaufel oder auch nur eines als Schaufel verwendeten Stocks, viel mehr Energie durch die aufgewendete Kraft entsteht.
Die Schaufel kann auch zur Förderung von Material genutzt werden, um zum Beispiel eine Lehmgrube auszuheben oder an bestimmte Steine zu gelangen.
Auch die Verwendung eines Messers hat bisher fast jedes Kind fasziniert. Es ist spannend, wie es das Holz verändern kann, es schneidet Rinde ab und bringt die Möglichkeit gezielt das Holz zu bearbeiten, um es anzuspitzen, abzurunden, Kerben oder Vertiefungen anzufertigen oder ganze Figuren und Werkzeuge selbst herzustellen.
Uns ist es wichtig, dass die Kinder einen verantwortungsbewussten und sicheren Umgang mit Werkzeugen lernen und bieten ihnen hierfür die nötige Unterstützung und Begleitung an. Aus diesem Grund können sich die Kinder im Freispiel z.B. erst dann ein Messer ausleihen, wenn sie Ihren „Messerführerschein“ gemacht haben, bei dem Sie den richtigen Umgang und das Verhalten mit dem Messer lernen. An Werkzeugen bieten wir unseren Kindern z.B.: Sägen, Schnitzmesser, Hämmer, Raspeln, Schleifpapier, Seile und Schnüre, u.v.m. …
Im ganzen Prozess, ist uns ein verantwortungsbewusster und achtsamer Umgang mit der Natur besonders wichtig. Für uns bedeutet das, dass lebendes Material zwar mitintegriert, aber nicht abgesägt, abgerissen oder auf andere Art und Weise entfernt wird.